Opfer nach der Schlacht*

Kategoriale Zuordnung

  • Leiden / Opfer
  • Gemeinschaftsgefühl als eine medial geteilte Erinnerung an geteiltes Leid

 

Für eine optimale Darstellung dieser Seite aktivieren Sie bitte JavaScript.

Movie: Sands of Iwo Jima*
Ordnungsnummer: 19
Einzelanalyse: Sands of Iwo Jima*
Timecode von: 00:56:49:07
Timecode bis: 00:59:49:24
Entstehungsjahr: 1949

Diese szenische Ausdrucksbewegung besteht aus vier stark voneinander unterscheidbaren Ausdrucksbewegungseinheiten, die auch musikalisch individuell markiert sind. Die sich verlangsamende Bewegung der erschöpften, überlebenden Soldaten und die zur Ruhe gekommenen - bis hin zur Bewegungslosigkeit - Verletzten und Gestorbenen werden gezeigt (> ABE 1). In Kontrast zu der unkoordinierten zähflüssigen Bewegung der Soldaten ist das Marschieren der Soldaten in Reih’ und Glied im nächsten Bild zu sehen, wobei deren dreckige Gesichter und verschmutzte Uniformen indirekt auf ihre Erschöpfung hinweisen (> ABE 2). Dabei ist die Musik erst elegisch und dann dumpfer, mit einem deutlichen Takt, der den Marsch der Marines begleitet und scheinbar ihre letzten verbliebenen Energiereserven motiviert. Daher wird die nach oben gerichtete Überleiten zur Nationalflagge zu einer Pathosszene: trotz der körperlichen Erschöpfung werden die Soldaten bis an ihre physischen Grenzen getrieben, um für ihr Land zu kämpfen.

Auch betont die Musik mit dem Wechsel zur Marinehymne, dass der Strom der weiter marschierenden Soldaten durch den Kameraschwenk nach oben zu einer Erweiterung der “Weite” des Himmels wird und nun mit der prächtig vom Wind gestrafften Nationalflagge identifiziert wird. Darauf folgende Bilder zeigen in der Überblendung gleich eine Rekadrage (vor dem wieder elegischen Musikhintergrund mit ins Moll transformierten Marinehymne), die durch zwei horizontale Balken in der Bildkomposition den weiten Horizont im vom Sonnenuntergang spiegelnden Meer zeigt (> ABE 3). Die rechteckige US-Flagge wird von einem weiteren rechteckigen Rahmen überblendet, so dass das Gefühl der Weite mit einem erhabenen Moment verschmilzt. Auf dieser Weise wird die Nation mit dem Erhabenen gleichgesetzt. Daher wirken die folgenden dokumentarischen Materialien ernst und feierlich. Diese zeigen ein Begräbnisritual auf dem Schiff (aus der Vogelperspektive), wobei ein Sarg in einem großen Sternenbanner eingehüllt ist. Dabei bildet das Sternenbanner die Überleitung vom in der Brusttasche mitgeführten Päckchen über das im fremden Land aufgestellte Symbol der Herrschaft der Nation bis hin zum, aus dem Schutz der Fahne entgleitenden Sarg, der dem Meer überlassen wird (das in seiner Weite auch für die Unendlichkeit des Todes steht). Sukzessiv entsteht eine Kette von Sinneseindrücken: vom individuellen am Herzen getragenen Symbol einer nationalen Erhabenheit bis zur kollektiven Trauer. Und sie ist nicht nur auf der semiotischen Ebene, sondern auf der perzeptiven und affektiven Ebene erfahrbar. Außerdem trägt das zwischendurch eingesetzte Dokumentarmaterial dazu bei, dass man ein kollektives getragenes Geschichtsbild erfährt, dessen Überblick-Charakter auch der Einsatz der Vogelperspektive unterstützt.

In diesem Zusammenhang werden die Blicke der Soldaten in der ABE 4 zusammengeführt, die abermals den individuellen Körper mit der militärischen Gruppe verbinden. Der jeweilige, in die Tiefe versunkenen, Blick des individuellen Soldaten bildet nun wiederum noch mal einen Gruppenkörper, aufgrund der engen Zusammenführung der gruppierten Soldaten mit kollektiven, aber auch individuellen (Thomas) Empfindungen. Die leeren Blicke der Soldaten sind aussagekräftig und ihre Gesichter vielfältig deutbar: Wehmut, Trauer, Selbstreflexivität, Feindseligkeit, Reue etc. Wenn die Gesichter von Thomas und Stryker im zeitlichen Abstand nacheinander in der selben Pose gegenübergestellt werden, die aber jeweils auf eine andere emotionale Reaktion aufgrund der unterschiedlichen Erfahrung verweisen, wirken sie nun wie in Symbiose, wie ein Soldat: “Wir sitzen alle in einem Boot.” Wie die Soldaten nach der Schlacht trotz der Erschöpfung und der Kriegsopfer (> ABE 1) weiter marschieren sollen (> ABE 2), sollen die trauernden Soldaten eine neue Motivation bekommen, die nun mit einem anderen Tonart der Musik unterstützt wird, wenn Stryker mit (angeblich von getöteten Japanern erbeutetem) Sake einen feindseligen Kampfgeist erteilt, um weiter zu marschieren und zu kämpfen. Und dieses unaufhörliche Bewegungsmotiv geht insgesamt Hand in Hand mit der szenischen Ausdrucksbewegung, die sich aus den unterschiedlichen filmischen Gestaltungsmitteln kontinuierlich in einer Bewegung beschreiben lässt.    HJC  

Ausdrucksbewegungseinheiten (ABE)

01 02 03 04 

Materialen zur Szene

    Position der Szene im Film

    19_position_sands_of_iwo_jima_interact

    translation missing: de.icon_seitenanfang
    request.remote_ip=3.149.214.32