Ausdrucksbewegungseinheit 1

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Movie: Sands of Iwo Jima*
Szene: Wie Vater und Sohn*
Ordnungsnummer: 01
Einzelanalyse: Sands of Iwo Jima*
Timecode von: 00:07:44:01
Timecode bis: 00:08:50:21
Entstehungsjahr: 1949

Der zusammengeschweißte Gruppenkörper vermittelt sich eingangs in dessen Anordnung und Bewegung innerhalb der kompositorischen Gestaltung der Einstellung. Die gleichmäßige Verteilung der, in Richtung Kamera marschierenden, Marines in einer horizontal angeordneten Reihe, löst sich nach dem Befehl zu rasten auf, um unversehens in einer Neuanordnung einen abermaligen Zusammenhalt in Form einer Traube von sitzenden Soldaten in der rechten Bildhälfte zu bilden. Der neu zusammengesetzte Gruppenkörper bildet auch in der Ruheposition eine ihm eigene Qualität aus: die Bewegung in den Raum wich der Statik des Stillstands. In dieser Neuanordnung schreibt sich die Befehlshierarchie ein, in der der Vorgesetzte Stryker, der zuvor noch die Horizontlinie mit den Marines teilte, nun von der Truppe isoliert ist. Stryker und ein hochrangiger Drill Sgt. bilden in der linken Bildhälfte das Gegenüber der zusammengerotteten Truppe. Schließlich ist Stryker allein dem Trupp gegenüber platziert. Dennoch vermittelt diese Einstellung den Eindruck eines zivilen Moments: Sonnenschein, die hellen Valeurs des „Grüns“, eine Allee prächtiger Bäume, die sich in die Tiefe des Bildraums erstreckt, bilden das Setting eines idealtypischen Sonntagsausflugs, in das sich die lässig rastenden Marines einfügen. Strykers Abtrennung von diesem Gruppenkörper wird auch durch dessen Körperhaltung verstärkt: durch seine Bereitschaftsposition, einer Hocke, unterscheidet er sich von den entspannt rastenden Marines. Strykers scharfer Befehlston, der zutage tritt, wenn er Conway zu sich ruft, versieht die Figur auch mittels ihrer Stimme mit den Attributen einer Autoritätsperson.

Conway löst sich aus der Traube rastender Marines und tritt zu dem von der Truppe isolierten Vorgesetzten. Ein Umschnitt zeigt Stryker sich aufrichtend, Conway gegenüberstehend. Mittels einer Kamerafahrt, die beide Figuren Amerikanisch fasst, werden Conway und Stryker von der übrigen Truppe im Hintergrund weiter isoliert. Auf der Bildfläche losgelöst von der Truppe beginnt Stryker ein, wegen seiner gelassenen Miene, zuerst privat anmutendes Gespräch mit Conway. In einer Schuss-Gegenschuss-Folge berichtet Stryker in Nahaufnahme voller Bewunderung von dessen Dienst einige Monate zuvor im Pazifik unter Conways verstorbenem Vater, Col. Sam Conway. Die Einstellungsfolge entwirft das Muster einer ungleichen Spiegelung. Während Stryker mit festgeschnürtem Helm, mit ernster Miene und der Erzählung über Col. Conway die Fortsetzung einer militärischen Ordnung einer rein väterlichen Abstammung verkörpert, bildet Conway mit lässig sitzendem Helm, offenem Hemdkragen und despektierlichem Gesichtsausdruck das Gegenstück eines aus der militärischen Ordnung Herausgetretenen. In Gestik und Mimik vermittelt sich die Distanzhaltung Conways, die sich auch auf der Dialogebene ausdrückt, indem er das Gespräch über die Heldentaten seines Vaters mit einem abrupten „Thanks. I'll keep it in mind“ abbricht und sich mit einer respektlosen Geste von Stryker abwendet. Der Gegenpol hierzu, die väterliche Ordnung, findet in Strykers ernster Miene ihren Ausdruck. Der dereinst vermittelte Zusammenhalt des Corps, das aus einer rein väterlichen Abstammung hervorgegangen ist, schwenkt mittels der Figurenzeichnung um, in ein Spannungsverhältnis von militärischer Ordnung und ziviler Attitüde.

Der Bildausschnitt mit einer idealisiert anmutenden Einstellung, die eine von hellen Sonnenstrahlen erleuchtete Anhöhe zeigt, sowie die auf dem Boden liegenden Marines, die während ihrer Rast diesen Ausblick zu genießen scheinen, greifen den vermittelten Eindruck eines zivilen Moments, dem „Sonntagsausflug“ der Eingangseinstellung, wieder auf. Mit Conways Verstoß gegen eine Marine-Vorschrift, das Fallenlassen seines Gewehrs, tritt Stryker annähernd in die Mitte des Bildvordergrunds und verstellt dem Zuschauer den Blick auf das Naturidyll. Nach der Maßregelung Conways, die Stryker abermals mit scharfem Tonfall ausspricht und die Konfrontation von ziviler und militärischer Ordnung aufgreift, wird nach den Zuschauern auch den Marines die Momentaufnahme eines zivilen Lebens genommen, indem Stryker die Befehle des hochrangigen Drill Sgts. weitergibt und den Abmarsch befiehlt. Der vermittelte Eindruck eines Verlusts eines zivilen Moments findet seinen logischen Ursprung in der Befehlshierarchie, die vom hochrangigen Drill-Sgt. (Befehl), über Stryker (Weitergabe) bis zu den einfachen Marine-Rekruten (Ausführung) reicht. In der darauf folgenden Einstellung wird der Verlust des zivilen Moments auf der Ebene eines vermittelten Gefühlszustands der einfachen Marines transportiert, indem diese nun als Individuen in Szene gesetzt sind, wenn sie sich über Stryker beschweren. Der leidige Gesichtsausdruck von Pfc. Thomas findet eine Übertragung in dem schwermütig tönenden Musikstück, das mit dem Aufbruch zum Marsch einsetzt. In der darauf folgenden Totale wird die Traubenbildung der Marines der Eingangseinstellung wieder zugunsten eines in Marsch gesetzten Gesamtkörpers aufgelöst. Der militärische Gruppenkörper formiert sich neu, so dass auch hier die Vermittlung eines zivilen Moments, eingangs etabliert in der fast identischen ersten Totalen, durch den veränderten Bildaufbau und durch die einsetzende Marschbewegung ausgelöscht wird. translation missing: de.icon_seitenanfang
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