Ausdrucksbewegungseinheit 2

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Movie: Sands of Iwo Jima*
Szene: Marine Montage*
Ordnungsnummer: 02
Einzelanalyse: Sands of Iwo Jima*
Timecode von: 00:06:59:18
Timecode bis: 00:07:21:03
Entstehungsjahr: 1949
Processing: DG

Strykers dynamische Bewegung in den Raum, auf dessen verlängerter Achse inszenatorisch der Zuschauerraum evoziert wurde, wird auf der Ebene des Bildkaders mittels einer von links nach rechts verlaufenden Wischblende konterkariert. Mit der Einführung einer horizontalen Achse wird der implizierte Zuschauerraum abgelöst, durch den Raum der Kadrage, in dem sich die Marines formieren. Die Bewegungsrichtung der Wischblende setzt sich in einer Kamerafahrt fort, die auf einem Feld in einer Parallelbewegung Marines in Sturmangriffsformation folgt. Dabei wird ein Marine mittels einer Nahaufnahme in den Mittelpunkt gerückt, während die übrigen Marines im Bildhintergrund verteilt sind.

Während die Dynamik der Nahaufnahme den Eindruck einer unmittelbaren Körperlichkeit vermittelt, bleibt doch das Individuelle der Figur ausgespart, da ihren Gesichtszügen eine schemenhafte Beliebigkeit anhaftet. Mit dieser Reduzierung des Marines auf dessen körperliche Disposition wird in der Anordnung der Mitlaufenden Marines im Bildmittel- und Hintergrund eine visuelle Vervielfachung des Soldatenkörpers vorgenommen. Der im Bildvordergrund in seiner Leiblichkeit betonte Marine wird in der filmischen Anordnung zu einem seriellen Element eines großen Gesamtkörpers. Die Körper im Sturmangriff bilden in ihrer Haltung eine leichte Diagonale, die sich von links unten nach rechts oben erstreckt. Mit der Wischblende geht eine anschwellende Fanfare einher. Die Reduktion des Marines auf einen Körper mit Ausrüstung wird in der darauf folgenden Einstellung mittels eines Matchcuts gesteigert. So wird der individuelle Körper in der fortgesetzten horizontalen Bewegung in einer Detailaufnahme durch eine Gewehrspitze mit aufgesetztem Bajonett ersetzt. In dieser Einstellung sind die Marines im Hintergrund nicht mehr auf dem Feld verteilt, sondern bilden eine annähernde Flucht des Bajonetts in die Tiefe des Raums. Die klare geometrische Form des Bajonetts verstärkt den kompositorischen Eindruck einer Staffelung von Diagonalen im Bildkader. Der zuvor noch mit leiblich-individuellen Gliedern ausgestattete Soldatenkörper wird in einem geometrisch-waffentechnologischen Gruppenkörper überführt, in dem Schusswaffe und Soldat verschmelzen. Mit einer abermaligen Wischblende von links nach rechts werden die anschwellenden Fanfaren von einem rudimentärem Marschmotiv, das einer einfachen Widerholungsstruktur folgt, abgelöst. So wird der Aspekt der Serialisierung der Soldatenkörper auch unmittelbar auditiv erfahrbar gemacht.

Der Umschwung der Musik geht mit einer Einstellung einher, die in einer zur vorangegangen Einstellung entgegengesetzten diagonalen Bildkomposition Torsi der in Formation marschierenden Marines, anordnet. Ist so bereits das Individuum gänzlich ausgelöscht, wiederholt sich die Abstraktion des Soldatenkörpers als rein geometrische Figur in den darauf folgenden Einstellungen, die sich auch als abstrakte Bewegungskomposition fortsetzt, aus der letztlich eine zielgerichtete Bewegungsrichtung hervorgeht. Die stellt ein Kompositionsprinzip dar, das bereits mit der ersten Wischblende einsetzte und in der Bewegungsrichtung der im Sturmangriff befindlichen Soldaten fortgesetzt wurde. Mit einem Umschnitt auf marschierende Beine in einer entgegengesetzten Diagonalen und einem erneuten Umschnitt auf marschierende Oberkörper in Exerzierroutine wird die Parallelbewegung zur Bildfläche von links nach rechts wieder hergestellt. Mit der Einstellung der marschierenden Beine beginnt eine Reihe von Überblendungen mit Stryker, der Befehle erteilt, welche aber nicht zu hören sind.

Die Erste Überblendung, die die laufenden Beine begleitet, zeigt Stryker amerikanisch frontal, buchstäblich verschmilzt hier der Vorgesetzte mit dem Gesamtkörper auf der Bildfläche, behält jedoch zugleich seine Individualität aufgrund der expressiven Mimik bei. War dereinst der Zuschauer des, in der Eingangseinstellung konzeptualisierten, Zuschauerraums Adressant des Sgts. sind es nun die Marines im Verschmelzungsprozess. Auch auf der Ebene der Montage verschmilzt der Sgt. mit den Marines. Im Verlauf der Folgeeinstellung, die exerzierende Oberkörper zeigt, wird die Überblendung mit Stryker durch eine Wischblende abgelöst, nach der Stryker nun in einer Nahaufnahme, frontal zur Kamera gerichtet zu sehen ist und stumm Befehle brüllt. Mit dieser Einstellung Strykers folgt ein Schnitt auf eine Totale, die Marines schräg auf die Kamera zumarschierend, dann im Laufschritt rennend zeigt. Das sinnliche Erleben der Verschmelzung zu einem Gruppenkörper findet so in der Komposition filmischer und kinetisch- figuraler Bewegung ihren ersten Kulminationspunkt.

DG 

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