Ausdrucksbewegungseinheit 1

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Movie: Sands of Iwo Jima*
Szene: Tanzball*
Ordnungsnummer: 01
Einzelanalyse: Sands of Iwo Jima*
Timecode von: 00:16:08:14
Timecode bis: 00:17:40:08
Entstehungsjahr: 1949

Der Austritt aus der militärischen Ordnung während des Freigangs vermittelt sich dem Zuschauer in einer komplexen Bewegungskomposition. Die Bewegungskomposition setzt sich zusammen aus Kamerabewegung, den zivilen Klängen der Kapelle, der Aktivität der Tanzenden, der Anordnung von Buffet, Sitzgelegenheiten und den Zigarettenstand als kontrapunktischer Ruhepunkt, der mit einem Schriftzug die direkte Verbindung nach Hause herstellt.

Die Eingangstotale, gefasst als gleichmäßig andauernden Kamerabewegung, eröffnet den Blick auf einen Ballsaal in dem eine Militärkapelle am hinteren Ende des Raums an dessen Stirnseite die australische und die US-amerikanische Flagge angebracht sind, einen langsamen Walzer spielt. Die Elegie der Musik wird in die Bewegungskomposition der Einstellung aufgenommen, indem die Kamera in einer ruhigen Schwenkbewegung von Links nach Rechts die Lokalität erfasst. Rhythmisch zum Walzertakt tanzen im Bildmittel- und Hintergrund Soldaten in Uniform mit Zivilistinnen während im Bildvordergrund zuerst das Buffet und dann Sitzplätze mit Tischen an der unteren Bildkante entlang in der Horizontalbewegung der Kamera nacheinander folgen.

Die volle Belegung des Saals, die mittels der gleichmäßigen Bewegungen der Tanzpaare Lebendigkeit statt dränge Enge vermittelt, löst sich im Eingangsbereich auf. Die Kamerabewegung setzt mit einer seichten Bewegung in den Raum ein und eröffnet den Blick auf einen Stand, an dem „Free Cigarretes from the Folks Back Home“ ausgegeben werden, wie es einem Schriftzug zu entnehmen ist.

Mit dem Heransprung auf den Eingangsbereich in der Folgeeinstellung wird die Bewegung der Kamera ausgesetzt, um unversehens in der Bewegung eines Figurenarrangements fortgesetzt zu werden, wenn die Protagonisten Dunne und Conway mit dem sturzbetrunkenen Regazzi unter den Armen den Saal betreten. Mit der Einführung der Figuren in den szenischen Komplex tritt die Bewegungskomposition in ein Wechselverhältnis mit einer situativen Komik, die den Austritt aus der militärischen Ordnung begleitet. Der scherzende Regazzi wird, wie dessen Kameraden, von zwei Damen abgelenkt, die von links nach rechts das Bildfeld passieren. Ragazzis Impuls, den Damen mit dem Ausspruch „Oh, beautiful, beautiful, beautiful!“ zu folgen, wird von dessen Begleitern unterbunden. Stattdessen verlassen sie den Kader nach rechts. Die Logik einer von Links nach Rechts gerichteten Bewegung, die die Austrittsbewegung aus der militärischen Ordnung sinnlich erfahrbar werden lässt, setzt sich in der darauf folgenden Einstellung fort.

Indem die Kamera an einer Wandfüllenden USA-Karte entlangschweift, an der die Rekruten kleine Namenszettel an den Ort ihrer Herkunft pinnen, stellt sich in der vermittelten Bewegungsrichtung, getragen von der Musik aus dem Off, ein abermals unmittelbarer Bezug zu einer Zivilen Gesellschaft, dem Zuhause dar; eine Gesellschaft aus der die Rekruten mit der Ausbildung im Camp zuvor ausgetreten sind. Nach der individuellen Verortung der Protagonisten Dunne, Regazzi und Conway in diesem zivilen Kontinuum, ist der junge Rekrut McHugh mit der unmittelbaren Platzierung vor der Karte darin mit eingeschlossen. Der Austritt aus der militärischen Ordnung geht nach dem albernen Spruch des betrunkenen Regazzi auch in dieser Einstellung mit einer humoristischen Einlage einher, indem der aus Tennessee stammende McHugh einer jungen Frau mit den Verweis auf dessen Vetter mütterlicher- und väterlicherseits sämtliche Namenspins im Feld des Bundesstaates zuweist. Auch die Kamerabewegung rekurriert auf ein zuvor etabliertes Muster, indem die Bewegung in der Eingangseinstellung wieder aufgenommen wird. Auch in dieser Einstellung variiert die Kamerabewegung mit dem Wechsel von einer horizontalen zu einer in die Tiefe des Raums hineingleitenden Bewegung. Die Kamera verharrt nach einer kurzen Heranfahrt, als würde sie einen Walzerschritt von langen und kurzen Schritten nacheinander auf zwei Koordinaten vollziehen und so die Tanzbewegung in eine visuelle Kompositorik übersetzten.

Mit der Folgeeinstellung bleibt die Kamera abermals in Ruheposition. Mit dem Schriftzug des Zigarettenstands und der weiterhin behäbig langsamen Musik wird der zivile Bezug als Semantischer Komplex hervorgehoben. Im Bildvordergrund sind Dunne, Regazzi und Conway platziert. Die Einlösung eines humoristischen Moments wird mittels Regazzis alkolholisierten Zustand in Szene gesetzt, in dem dieser den zuvor schon bei den Damen angewendeten Spruch „Oh, beautiful, beautiful, beautiful!“ dem Kameraden “Jazz” zuwirft, während dieser sich über die seichte Musik der australischen Militärband beschwert. Zum einen wird Regazzi in seiner uneindeutigen Geschlechterzuordnung hervorgehoben, sodass mit der Verwechslung die zuvor etablierte Geschlechterverteilung innerhalb der Truppe motivisch fortgesetzt wird. Zum anderen spielt „Jazz“s Kommentar auf konkurrierende Zivilitäten an, indem er als Reaktion auf Conways Bemerkung, dass die Bands vielleicht „down under“ so langsame Musik spielen würden, in die Rolle des Ausbilders tritt und im Strykerschen Tonfall versichert „By the time I’m through with them they have it in them“. Während Regazzis „Irrtum“ den Eingang zivilier Strukturen in den militärischen Körper vorstellt, demonstriert „Jazz“s Handlung das genaue Gegenteil, das Eingehen militärischer Strukturen in zivile Kontexte. So wird das etablierte zivile Kontinuum mit dieser Figurenkonstellation erst in dessen Bezüglichkeit zu militärischen Strukturen erfahrbar.   translation missing: de.icon_seitenanfang
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