Zweisamkeit und Trennungserfahrung*
Kategoriale Zuordnung
- Übergang zwischen zwei Gesellschaftsformen
- Heimat, Frau, Zuhause
Meta-Daten
Ordnungsnummer: 05
Einzelanalyse: Gung Ho!*
Timecode von: 00:19:59:01
Timecode bis: 00:21:17:00
Entstehungsjahr: 1943
Im dramaturgischen Aufbau des Films steht die Szene zwischen der Darstellung des militärischen Drills im Trainingscamp und der Inszenierung einer Ansprache an die Soldaten. Sie kontrastiert mit diesen beiden Szenen durch den geschlossenen und zivilen Raum sowie durch den Auftritt einer Frauenfigur. Die dramatische Spannung, die zwischen den Szenenangelegt ist, wird jedoch von der komischen Spannung zwischen zwei Figureninnerhalb der Szene neutralisiert.
Die auf dramaturgischer Ebene (im Zusammenhang von Szene > Drill und Verschmelzung und > Ansprache 3) anklingende Trennung des militärischen vom zivilen Raum (außen : innen), des dienstlichen vom häuslichen Ton (Befehl/Appell : Musik), der soldatisch-männlichen von der zwischengeschlechtlichen Bewegungsform (Marsch : Tanz) wird durch die Szene unterlaufen, da der Innenraum, die Musik und der Tanz hier zu einer komischen Inszenierung zusammengezogen werden. (Diese Form der Aufhebung des Dramas durch eine komische Inszenierung findet sich an anderer Stelle auch innerhalb einer Szene wieder: > Szene Trennung vom Zivilen und vom Mädchen)
So ist hier in die szenische Komposition im besonderen Maße die dramaturgische Stellung der Szene eingetragen. Unter diesem Doppelaspekt lässt sich das dynamische Muster als eine Überlagerungsbewegung beschreiben, die schließlich eine komische Wirkung entfaltet: Nach der bildkompositorischen Entwicklung eines Raumes (> ABE 1), wird Spannung auf der Ebene der Figurenkonstellation inszeniert. Schließlich werden Figurenkonstellation und Raum so ins Verhältnis gesetzt, dass eine Überzähligkeit der Figuren im Bild entsteht (> ABE 2).
Die wichtigsten Ebenen der Inszenierung sind damit benannt: Zur Bildkomposition (im Zusammenspiel mit Musik und Kamera) tritt ab der zweiten ABE die Figurenkonstellation hinzu.
Zugleich vollzieht sich mit der beschriebenen Überlagerung auch eine inszenatorische Verschiebung: Steht im ersten Teil der Szene über die Raumbildung zunächst der Kontrast zur vorangegangenen Szene im Vordergrund (der dramaturgische Aspekt des dynamischen Musters, > ABE 1), wird danach auf dieser Grundlage die genuine Komik der Szene eingeleitet (> ABE 2).
Auch der affektive Verlauf der Szene wird erst im Zusammenhang von dramaturgischer Stellung und audiovisueller Komposition der Szene kenntlich: die Komik der Szene entfaltet sich im Kontrast zu den umgebenden Szenen, indem sie und damit sie die elegische Stimmung einer Trennungsinszenierung unterläuft. ML